Projekte 2025

Wanderbienen (seit 2015)

Seit Jahrhunderten gehen Imker auf die Wanderschaft, indem sie ihre Bienenvölker an Orte, die eine reiche Tracht versprechen, verstellen. Klassische Ziele der Wanderimkerei in Deutschland sind die Tracht der Edelkastanien, wenn sie im Pfälzerwald blüht, oder die Tracht des Honigtaus im Schwarzwald, aus dem die Bienen den beliebten und teuren Weißtannenhonig eintragen. Je nach Trachtquelle hat der Honig eine unterschiedliche Konsistenz und einen unterschiedlichen Geschmack. So hat Tannenhonig eine dunkle Farbe und schmeckt etwas herb, wogegen der Honig der Edelkastanie eine würzige, pfeffrige Geschmacksnote aufweist.

Fahradanhänger mit Bienen Aufbau. Im Fokus eine Erklärgrafik zu Überdüngung
Das Neue Museum für Bienen über der A3

Bevor man mit den Bienen auf Wanderschaft geht, muss man einiges beachten. Nachts, wenn keine Bienen mehr fliegen, werden die Fluglöcher verschlossen. Bevor es am frühen Morgen, wenn es noch kühl ist, losgehen kann, werden die Bienenkästen noch mit einem Zurrgurt gesichert. Hat der Imker vor, mit seinen Bienen den Landkreis zu verlassen, benötigt er noch ein Gesundheitszeugnis vom Amtsveterinär, um die Ausbreitung von hochansteckenden Bienenkrankheiten wie der Amerikanischen Faulbrut zu verhindern. Fast alle Bienenvölker werden heute motorisiert in Lkws, Transportern oder Autoanhängern zu ihren neuen Standorten gebracht.

Unsere Wanderbienen hingegen reisen CO₂-neutral und mit Muskelkraft angetrieben in einem Fahrradanhänger rund um die Regionalpark-Rundroute, die mit 190 Kilometern rund um den Ballungsraum Rhein-Main führt. Immer, wo es blüht, sind auch die Wanderbienen zu finden. Das beginnt im Frühjahr mit der Kirschblüte. Danach geht es zu den Rapsfeldern in der Wetterau, gefolgt von der Lindenblüte. Das Ende der Bienentracht bildet die Blüte der Edelkastanie, deren nördlichstes zusammenhängendes Verbreitungsgebiet sich an den Taunushängen um Königstein und Kronberg befindet. Was dann noch blüht, ist im August die Erika, die vereinzelt in Naturreservaten wie der Stierstädter Heide noch zu finden ist.

Fahradanhänger mit Bienen Aufbau. Im Fokus eine Erklärgrafik zu Überdüngung
Bienenwagen auf Reisen

Die Wanderbienen sind ein Kunstprojekt, das die „gruppe finger“ seit 2004 in Kooperation mit dem Regionalpark RheinMain durchführt. Der dabei geimkerte Honig ist ein typischer Blütenhonig, der den Geschmack der Orte, an denen der Bienenanhänger Station gemacht hat, abbildet. In den nach dem Abschleudern abgefüllten Honiggläsern konzentriert sich das Aroma der Region, das sich riechen und schmecken lässt.

Fragen, wie die Bienen in dichtbesiedelten Gebieten, wie der Metropolregion Rhein-Main, überleben und wie sie sich dabei im Vergleich zu menschlichen Gesellschaften organisieren, werden in großformatigen Bildergeschichten auf der Rückseite des Bienenwagens in einfacher Sprache erklärt. In den inzwischen über dreißig Graphic Novels entwickelt sich auf anschauliche Weise eine Kulturgeschichte der Bienen mit frappierenden Parallelen zu uns Menschen, denn nicht nur wir werden von Pandemien wie Corona heimgesucht, sondern auch die Bienen leiden zum Beispiel unter ansteckenden Krankheiten wie der Amerikanischen Faulbrut oder der Varroamilbe. Die auf dem Bienenwagen gezeigten Graphic Novels werden im Verlauf der Wanderschaft an jede Station neu ausgetauscht, wobei die Motive abhängig von der Jahreszeit, der Landschaft und den damit verbundenen Themenschwerpunkten wechseln.

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