Projekte 2022

Das Neue Museum für Bienen auf der Grünen Brücke

Der Ort der Ausstellung war die „Grüne Brücke“ in der Mainzer Nordstadt, auf der die „gruppe finger“ seit 2014 eine soziale Stadtimkerei betreibt. Der Standort über einer viel befahrenen Einfallstraße ist bundesweit ein vielbeachtetes Modell für eine naturnahe Gestaltung im öffentlichen Raum geworden. Die drei Museumsräume: Serial Killers, Zucht und Ordnung und Völker gegen Völker waren während des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2022 zu den Öffnungszeiten für die Besucher geöffnet.

Das Ausstellungsprojekt war ein niederschwelliges und offenes Vermittlungsangebot an den Schnittstellen von Umweltbildung, Kunst und urbaner Tierhaltung. Es richtet sich sowohl an zufällig vorbeikommende Passanten, als auch an Interessierte, die gezielt die drei Museumsräume besuchen wollten. In öffentlichen Führungen wurden die Inhalte der einzelnen Museumsräume und deren Bezüge zu der Welt der Bienen erläutert. Aber auch die vielen Fragen zur Stadtimkerei und dem Zustand der Bienen fanden ihren Raum.

Museumsraum Serial Killers
Museumsraum Serial Killers

Serial Killers

Der Museumsraum Serial Killers bezieht sich auf den Siegeszug der Varroamilbe, einem Parasiten, der zu einem großen Teil für das landläufig als Bienensterben bezeichnete Phänomen verantwortlich ist. Immer entlang der Trasse der Transsibirischen Eisenbahn verbreitete sich die Milbe über Russland nach Mitteleuropa und von dort in die ganze Welt. Verdeutlicht wird dies in dem Mikromuseum durch den „Varro Express“ einer Miniatureisenbahn, die Bezug nimmt auf die Propagandazüge der Russischen Revolution und immer im Kreis fahrend die Stationen der Varroa-Pandemie abfährt.

Museumsraum Zucht und Ordnung
Museumsraum Zucht und Ordnung

Zucht und Ordnung

Seit Jahrhunderten versucht der Mensch, den Honigertrag der Bienen zu optimieren. Dies geschieht durch gezielte Züchtung. So werden die Königinnen mit dem Samen ausgewählter Drohnen unter dem Mikroskop instrumentell besamt. Etwas einfacher ist es, die Königinnen in kleinen Begattungskästen mit der Post auf die Ostseeinseln zu schicken, wo selektierte Drohnenvölker schon auf sie warten.

Einschneidend war auch die fast komplette Verdrängung der Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera) in Europa. Vor allem in Deutschland wurde die Dunkle Biene durch die ertragreichere Carnica-Biene aus dem östlichen Alpenraum ausgetauscht. Abgeschlossen wurde der sukzessive Verdrängungsprozess erst in den Nachkriegsjahren. Restbestände der angeblich aggressiveren Dunklen Biene haben in den Schweizer Alpentälern, Ostpolen und Norwegen überlebt. Der Museumsraum widmet sich dieser fast vergessenen Geschichte.

Museumsraum Völker gegen Völker
Museumsraum Völker gegen Völker

Völker gegen Völker

Der größte Feind der Bienen sind die Bienen. Versiegt der Nektar im Spätsommer, so halten die Bienen Ausschau nach neuen Nahrungsquellen. Stoßen sie dabei auf ein geschwächtes Bienenvolk, so wird dies überfallen. Die Bienen lassen erst locker, wenn auch der letzte Tropfen Honig abtransportiert ist. Dabei verteidigt sich natürlich das überfallene Bienenvolk. Es wird gestochen. Dabei stirbt die gestochene Biene an dem injizierten Bienengift, während die Aggressorbiene ihren Stachel aus dem harten Chitinpanzer wieder herausziehen kann. Die Parallelen zu dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 liegen auf der Hand.

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