Projekte 2012

Neuer Lorscher Bienensegen

/ Gießener Nordstadt 2012 (Grünfläche zwischen Werra- und Schottstr.)
/ Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Neuen Kunstverein Gießen (NKV) und Gärtnerpflichten
/ Der betreuende Imker ist Abderrahim En-Nosse

Der Neue Lorscher Bienensegen in der Gießener Nordstadt
Der Neue Lorscher Bienensegen in der Gießener Nordstadt

Der Lorscher Bienensegen gehört zu den ältesten gereimten Dichtungen in deutscher Sprache. Der Spruch wurde, im 10. Jhd., in althochdeutscher Sprache kopfüber an den Rand einer Seite der apokryphen Visio St. Pauli geschrieben. Das Manuskript stammte ursprünglich aus dem Kloster Lorsch.

Kirst, imbi ist hûcze
Nû fluic dû, vihu mînaz, hera
Fridu frôno in munt godes
gisunt heim zi comonne
Sizi, sizi, bîna
Inbôt dir sancte Maria
Hurolob ni habe dû
Zi holce ni flûc dû
Noh dû mir nindrinnês
Noh dû mir nintuuinnêst
Sizi vilu stillo
Uuirki godes uuillon

Christus, der Bienenschwarm ist heraußen!
Jetzt flieg, du mein Vieh, herbei.
Im Frieden des Herrn, im Schütz Gottes,
gesund heim zu kommen.
Sitze, sitze, Biene.
Das gebot dir die heilige Maria.
Urlaub habe du nicht;
Zum Holze flieg du nicht;
Weder sollst du mir entrinnen.
Noch mir entkommen.
Sitz ganz still,
Bewirke Gottes Willen.

So wie heute war auch schon im im 10. Jhd. die Sorge um das Wohlergehen der Bienen ein vertrautes Anliegen. Geändert hat sich nur das jährlich wiederkehrende Szenario des sogenannten Bienensterbens und die weltweite öffentliche Aufmerksamkeit dafür. Wenn im Frühjahr die Imker feststellen, wie viele Bienenvölker den Winter nicht überlebt haben, muß immer auch mitgedacht werden, dass dies einen extremen Rückgang der Bestäubung unserer Nutzpflanzen bedeutet - einen wirtschaftlichen Schaden, den Fachleute alleine für Deutschland jährlich auf ca. 2-4 Milliarden Eüro schätzen. Verluste von über 30 % aller Bienenvölker pro Jahr sind keine Seltenheit mehr. Lokal begrenzt, gibt es oftmals noch drastischere Ausfälle.
Neuartige Erkrankungen der Honigbienen, der internationale Handel mit Bienen, der Einsatz von Bienen in der industriellen Landwirtschaft, der großflächige Einsatz von Pestiziden, Parasiten wie z.B. die Varroa-Milbe und deren teilweise unsachgemäßen Bekämpfung, so wie die Wechselwirkungen dieser und weiterer Faktoren, stehen im Verdacht das Bienensterben zu intensivieren. Vor allem aber aufgrund der weltweiten Ausbreitung der Varroa-Milbe muss heute jedes einzelne Bienenvolk medizinisch betreut werden. Findet diese Betreung nicht statt, so überleben die Bienen den Winter in der Regel nicht. Somit ist jede Honigbiene, die Sie in der Natur beobachten können, eine imkerlich betreute Biene. Dauerhaft wild lebende Honigbienen gibt es heute in Deutschland nicht mehr.
Im Vergleich zum 10. Jahrhundert hat sich die Situation also gründlich umgekehrt. Gingen die Menschen damals noch davon aus, dass die Bienen ihnen gottgefällig zu Diensten sein müssten, so zeichnet sich heute eine Situation ab, in der die Menschen alle Anstrengungen unternehmen müssen um die Lebensbedingungen der Bienen zu verbessern - dies allein schon um die Grundlagen der eigenen Ernährung nicht zu gefährden.
Die Künstlergruppe finger überträgt diese Umkehrung auf den Lorscher Bienensegen und lässt 2012 – anstelle des Imkers – "die Bienen" zu Wort kommen.

Jetzt hauen wir endlich ab
sonst wird das hier ein Grab

und ihr müsst hinterher
sonst seht ihr uns nicht mehr

seid doch nicht so dumm
sitzt nicht einfach rum

Urlaub habt ihr keinen
das kann wirklich niemand meinen

denn ihr wisst genau:
geht's uns schlecht, wird's auch bei euch schnell lau

Sitzt hier nicht im Stillen
Folget unserem Willen.

Das Flugloch der Bienen
Das Flugloch der Bienen

Die gemischte Bienengruppe Gießen

Ein Workshop zur Imkerei im Mai 2013

Interessieren Sie sich für Bienen? Spielen Sie mit dem Gedanken, sich selbst einmal als Imker zu versuchen? An einem zweitägigen Workshop im Mai haben Sie Gelegenheit die Bienen und das Imkerei-Handwerk während eines Workshops der "Gemischten Bienengruppe Gießen" näher kennenzulernen.

Die "Gemischte Bienengruppe Gießen" ist ein Ableger der "Gemischten Bienengruppe Frankfurt" um Florian Haas und Andreas Wolf von der Künstlergruppe finger, in der sich seit einigen Jahren Menschen aus unterschiedlichsten Lebenssituationen treffen, um gemeinsam die Imkerei zu erlernen. Was dabei für manche Teilnehmer eher ein Hobby und Ausgleich gegenüber rein erwerbsorientierter Arbeit ist, stellt für den anderen eine langsame Wiederannäherung an geregelte Arbeitsprozesse dar. Beide Annäherungsweisen an die Imkerei sind im Rahmen dieser Gruppe zuhause und unterstützen sich wechselweise.

Seit vergangenem Jahr befindet sich ein gestalteter Bienenstand von "finger" in der Gießener Nordstadt - an diesen wird der Bienenworkshop angebunden sein. Die "Gemischte Bienengruppe Gießen" bietet allen Interessierten die Möglichkeit einer kostenlosen Teilnahme. Sie wird sich während des Bienenjahres regelmäßig einmal pro Woche treffen. Der Workshop ist als Auftakt für die Gießener Bienengruppe zu verstehen.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen.
Florian Haas und Andreas Wolf (Künstlergruppe finger)

Workshop: Freitag 10.05., 16.00 - 19.00 Uhr und Samstag 11.05., 10.00 - 14.00 Uhr

Treffpunkt: Bienenstand (Grünfläche zwischen Werra- und Schottstr.)
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

→ Gärtnerpflichten
→ Neuer Kunstverein Gießen

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